Digitale Helfer gegen Depression: Wie wirksam sind KI-gestützte Chatbots?
Immer mehr junge Menschen leiden unter depressiven Symptomen – doch Therapieplätze bleiben vielerorts Mangelware. KI-basierte Chatbots könnten hier eine niederschwellige Lösung bieten. Eine neue Metaanalyse aus dem Journal of Medical Internet Research zeigt: Die digitalen Helfer können in bestimmten Fällen tatsächlich wirksam sein.
Moderate Effekte auf depressive Symptome
Die Metaanalyse analysierte 15 randomisierte Studien mit fast 2.000 jungen Teilnehmenden im Alter von 12 bis 25 Jahren. Im Fokus standen Conversational Agents (CAs) – also KI-gestützte Chatbots, die psychologische Unterstützung bieten, etwa durch kognitive Verhaltenstherapie oder Gesprächsführung.
Das Ergebnis: Im Vergleich zu Kontrollgruppen zeigte sich bei depressiven Symptomen ein moderater bis großer Effekt. Besonders deutlich war dieser bei Personen mit subklinischen Beschwerden, also bei ersten depressiven Anzeichen ohne klinische Diagnose. Hier erreichte die Effektstärke (Hedges’ g) einen Wert von 0,74 – ein beachtliches Ergebnis für eine digitale, oft kostenfreie Intervention.
Derzeit noch begrenzte Wirkung bei Angst und Stress
Weniger überzeugend fielen die Ergebnisse bei anderen psychischen Belastungen aus: Angststörungen, Stresslevel und allgemeines Wohlbefinden wurden durch die Chatbots nicht signifikant beeinflusst. Die Autor:innen vermuten, dass viele aktuelle Tools zu generisch gestaltet sind und spezifischere psychologische Mechanismen – etwa für Angstbewältigung – (noch) nicht ausreichend adressieren.
Technik egal? Was wirklich wirkt
Ein überraschendes Ergebnis: Weder die technische Plattform (z. B. App, Webtool) noch die KI-Art oder Dauer der Nutzung zeigten einen relevanten Einfluss auf die Wirksamkeit. Das legt nahe, dass es vor allem auf die Inhalte und Struktur der Gespräche ankommt – und weniger auf die äußere Form. Es zeigt allerdings auch die Notwendigkeit auf, KI-gestützte Chatbots weiterhin zu verbessern, um ihre Wirksamkeit in dem breiten Spektrum psychischer Gesundheitsprobleme zu steigern und die Heterogenität psychischer Erkrankungen berücksichtigen zu können.
Chancen für Versorgung und Aufklärung
Gerade junge Menschen zeigen sich digitalen Angeboten gegenüber offen – viele empfinden den Austausch mit einem Bot sogar als weniger stigmatisierend. In einer Zeit, in der Wartezeiten auf Psychotherapie oft mehrere Monate betragen, können KI-basierte Chatbots als ergänzende Maßnahme helfen, die psychische Gesundheitsversorgung zu entlasten. Vor allem in der Prävention oder frühen Intervention könnten digitale Tools eine wachsende Rolle spielen.
Wichtig bleibt jedoch: Chatbots ersetzen keine Therapie – sie können aber erste Anlaufstellen sein, besonders bei milden Symptomen oder in Phasen des Wartens auf professionelle Hilfe.